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Post by Fenia Rüerenzumpf on Dec 29, 2009 17:24:03 GMT -5
1) Über den Autor
- um 1400 - Oberdeutsch - Sprachen: tschechisch, lateinisch - Herkunft/Wirkungsgebiet: heutige Tschecheslowakei * in der Zeit vor Konflikten in dieser Gegend: Siedlungsland * Hintergrund: Ausbreitung der germanischen Stämme nach Westen und von Westen langsam nach Osten bis ins Böhmische Becken (dieses war schwach besiedelt von slawischen Stämmen) -> Herzöge werben für Auswanderung va. aus Bayern * mehrsprachige, fortschrittliche Gegend -> Anwerben gezielter Personen mit Können * Karl IV: König von Böhmen und des Deutschen Reichs * Vorbildfunktion des Prager Hofs
- erste deutsche Kunstprosa! * anspruchsvolle Neuschöpfungen von Werken in Prosa * angelehnt an Alltagssprache * neues Gedankengut (lateinische Sprachkenntnisse -> Verfolgung der Ereignisse in Italien -> Renaissance -> Mensch als Individuum im Mittelpunkt)
- Themen: kritische Betrachtung, der Mensch als Individuum im Mittelpunkt
- Werdegang: * Magister (Gelehrter) * Jura-Studium in Bologna * in Saaz: Arbeit als Jurist, Leitung der Lateinschule * Bürgermeister der Prager Neustadt
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Post by Fenia Rüerenzumpf on Dec 29, 2009 17:38:46 GMT -5
2) Text "Der Ackermann (von Böhmen)"
- oberdeutscher Druck (Basel, Straßburg) um 1473 - Thema: Gespräch des Bauern mit dem Tod über den Tod seiner Frau - Form: Dialog (in Kapiteln) * lateinische Tradition, Philosophie (intelektuell mit emotionalen Anteilen) * Hintergrund: Geschichtsreden (hier: Ackermann klagt den Tod an, am Schluss spricht Gott das Urteil) * Verwendung von Stilmitteln
- Hintergrund: * autobiograpisch: Tod von Tepels Frau -> Denkmal (dagegen spricht: er hat rasch wieder geheiratet, formale Brillianz vs. inhaltliche Authentizität) * Autornennung (Stilmittel: Metapher) -> Anfang 3. Kapitel: "Antwortet der Ackermann: Ich bin genannt ein Ackermann, von Vogelgewand ist mein Pflug" = Federkiel mit dem Tepel schreibt -> Metapher: so wie der Bauer pflügt, so schreibt der Autor => beide üben "artes"/Künste/Handwerk aus [Einschub: in der Antike wurde tatsächlich in Boustrophedon ("rinderwendend") geschrieben, so wie ein Bauer pflügt: -----------> normal <---------- Spiegelschrift -----------> normal] -> Ackerbauer = Urberuf: grundsätzliche Tätigkeit zur Existenzsicherung => durch Vergleich wirkt das Schreiben archaisch/groß/wichtig
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Post by Fenia Rüerenzumpf on Dec 29, 2009 17:43:23 GMT -5
3) Text
Auszug aus meiner Übersetzung (Achtung: schwierig zu lesen, da keine Sätze erkennbar sind, sondern der Text eher aus Aneinanderreihungen besteht. Ich habe versucht, sinnvolle Satzzeigen zu setzen, diese ergeben aber nicht immer Sinn...)
Grimmiger Vertilger aller Leute, schändlicher Verächter aller Welt, Furchteinflößer aller Menschen, Ihr Herr Tod, Fluch über Euch, Gott Euer Schöpfer hasse Euch, eine Vergrößerung des Schlechten wohne Euch bei, Unglück hause gewaltig bei Euch, sei mehrfach geshcändet, Angst und Not verlassen Euch nie wohin Ihr geht, Leid und Betrübniss leiten Euch allenthalben, leidige Anfechtung, schändliche Zuversicht und schämliche Verwundung, bezwinge Euch gröblich an aller statt Himmel, Erde, Sonne, Mond, Gestirn, Berg, Tal, Auen und der Höllenabgrund und auch alles, was Leben und Wesen hat, sei Euch unhold, ungünstig/ungewogen und sollen Euch ewig verfluchen, in Bosheit versinkend, in jammerndem Elend verschwindend...
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