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Post by Katrin Coquillarde on Mar 5, 2007 16:40:04 GMT -5
Im Badehaus Mündliche Tradierung
Reinlichkeit ist mir ein Graus, doch ich geh' ins Badehaus. Um im Bade zu verweilen, muß ich nun von dannen eilen. Zupf' mit Wollust meinen Bart, mein' Körper will ich kühlen. Wonnen ganz besonderer Art, kann man nur im Wasser fühlen.
In der Therme angelangt, wird mein Wamst mir abverlangt. Allerliebste Zuckerdinger schneiden Nägel mir vom Finger. Eine andere frisch und fein stutzt den Bart mir und die Haare und läßt sie vergessen sein, all die vielen Hungerjahre.
Ein dicker Mensch mit Fett betalgt, mir die Hinterbacken walkt. Man bestreut mich mit Puder, setzt mich in den Badezuber. Heißes Wasser gießt man nach, und die Haut zeigt Krebsesröte. Au, schrei ich und weh und ach - man kocht mich wie eine Kröte.
Wird dies alles überstanden, ist der Körper fast zuschanden. Doch dann kommt der Teil der Freude gern ich dran ein Wort vergeude, Man bringt Schinken, Sülze, Speck, Wein und Bier und auch Liqueure, Brot und Kuchen und Gebäck, das nicht etwa mir zu Ehre.
Nein, das muss bezahlen sein, Schinken, Sülze, Bier und Wein. Auch der dir fast brach die Knochen und dich tat wie Schinken kochen, alle die mußt du bezahlen, sogar der Mägde Freundlichkeit. Teuer sind die Badequalen, schrecklich ist die Reinlichkeit.
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