Post by Katrin Coquillarde on Jun 27, 2009 15:19:28 GMT -5
Als "Coquillards" (Muschelbrüder) bezeichnet man eine organisierte Vereinigung Krimineller im Frankreich des 15. Jahrhunderts unter deren Mitgliedern Beutelschneider, Truhenräuber, Falschspieler, Fälscher und Einbrecher ebenso zu finden waren wie bezahlte Mörder und Zuhälter. Dabei waren nicht nur Franzosen, sondern auch Ausländer aus den verschiedensten Gebieten Europas beteiligt.
Vermutlich wurde die Vereinigung von ehemaligen Soldaten des Hundertjährigen Krieges (1337 - 1453) gegründet, die in das bürgerliche oder bäuerliche Lbeen nicht mehr zurückfinden konnten, jedoch das Beutemachen gelernt und zur Perfektion entwickelt hatten. Im übertragenen Sinne kann "coquille" auch das männliche oder weibliche Geschlechtsteil bezeichnen.
Die Organisation der Coquillarden war einfach erstaunlich: sie hatten ihre eigene Geheimsprache, ihre eigene Geheimschrift und waren die ersten, die Zinken benutzen, also Zeichen an Häusern anbrachten die Aufschluss über die Hausbewohner, deren Gewohnheiten und die damit verbundenen Möglichkeiten Beute zu machen, gaben. Zudem gab es eine Art Sozialsystem mit Unterstützungskassen und wenn ein Mitglied an einen fremden Ort kam, fand es dort Unterkunft, bekam Essen und Hilfe anderer Art. Über Geheimwege und versteckte Orte wurde ein unglaublich schneller Nachrichtendienst entwickelt.
Als Erkennungszeichen trugen die Coquillarden eine Pilgermuschel unter dem Gewand.
Tatsächlich bedeutet das Wort "coquille" im Altfranzösischen Muschel(schale) oder Schneckengehäuse, aber "coquillard" bezeichnet auch den betrogenen Ehemann oder im Gegenteil den Liebhaber einer verheiraten Frau. In der weiblichen Form (coquillarde) analog die Frau, die ihren Ehemann betrügt.
Im Mittelfranzösischen bedeutet "coquin" Landstreicher oder Bettler, "coquinerie" die Landstreicherei, Bettlerei oder Betrügerei, "coquelarder" ist das Verb für schmarotzen und "coquellerie" umschreibt eine zügellose Lebensweise.
Im 17. Jahrhundert belegte COTGRAVE (1611) "vendre ses coquilles" (seine Muscheln verkaufen) in dem übertragenen Sinn "betrügen", "für dumm verkaufen" und CHENEAU (1628) "coquillard" als Jakobspilger oder aber Bettler, der sich als Jakobspilger ausgibt.
Besonders gute Quellen liefert die Dokumente vom "Prozess von Dijon" (1455), in denen 27 Personen (darunter mehrere Gaskogner, ein Spanier, ein Italiener, ein Savoyarde und ein Schotte) namhaft gemacht und zum Tode oder anderen schweren Strafen verurteilt wurden. In ihren Tätigkeiten werden sie als Einbrecher ("crocheteuers" so benannte nach dem zum Aufbrechen von Türen und Kisten benutzten Haken), Betrüger (Falschmünzer, Wechselbetrüger, Betrüger mit falschen Ausweisen), Trickbetrüger (die in der Herberge ihre eigenen Sachen und vor allem die des Wirts heimlich fortschaffen und sich dann selbst als bestohlen ausgeben), Wegelagerer, Räuber und Mörder beschrieben.
Auch hier tauchen wieder Hinweise auf das "Argot" - die Geheimsprache der Coquillarden auf. Es heißt, dass die Mitglieder unterinander eine Geheimsprache ("certain langaige de jargon), die Außenstehende nicht verstehen konnten und geheime Erkennungszeichen hatten; es heißt, dass sie sich in ihrem Jargon als "Coquillards" oder "Compagnons de la coquille" bezeichneten und ihr Oberhaupt als "Roy de lac coquille" (König der Coquille, vermutlich die Entsprechung zu den spätmittelalterlichen ständisch-korporativen Organisationsformen der fahrenden Händler und Bettler "gueux", "Geusarden" zu sehen).
Das Hauptquartier in Dijon soll das Bordell eines gewissen Jacquot de la Mer gewesen sein, wo sich die Coquillarden schon seit zwei Jahren bemerkbar machten. Ihr Treiben dort wird folgendermaßen beschrieben:
"Sie tun nichts anderes als trinken, essen und viel Geld ausgeben, spielen Würfel, Karten, Brettspiele und andere Spiele; sie halten ständig und besonders nachts, im Bordell Zusammenkünfte, wo sie ein schmutziges verächtliches und zügelloses Leben von Kupplern und Wüstlingen führen und ihr ganzes Geld verlieren und ausgeben; und dies treiben sie, bis ihnen kein Pfennig und keine Kupfermünze mehr übrig bleibt.
Und dann, nachdem sie ihren armen Freudenmädchen die sie in dem besagten Bordell unterhalten, alles, was sie von ihnen kriegen können abgenommen haben, brechen einige von ihnen auf, und niemand weiß wohin, und bleiben manchmal zwei Wochen weg und ein andermal einen Monat oder sechs Wochen. Und die einen kommen zu Pferd wieder, andere zu Fuß gut gekleidet und angezogen, fein geschmückt mit Godl und Silber und dann beginnen sie wieder mit einigen anderen, die auf sie gewartet haben, oder mit Neuhinzugekommenen ihre gewohnten Spiele und Ausschweifungen."
Auch Francois Villon, der heute als der bedeutendste Dichter des französischen Spätmittelalters gilt, stand wohl zumindest zeitweise in Verbindung mit den Coquillards. Insgesamt werden ihm elf Jargon-Balladen zugeschrieben, in denen er zum Teil sein Publikum ausdrücklich als "Coquillards" anspricht. Auch gibt es Anspielungen auf die Hinrichtung zweier Personen.
Die eine ist Regnier de Montigny, dessen Name in den oben genannten Quellen zum Prozess von Dijon genannt wird. Die zweite ist Colin de Cayleux der zu den "crocheteuers" gehörte, mit denen Villon selbst als Einbrecher aktenkundig wurde.
Tatsächlich ist durch Gerichtsakten mehr über das Leben der besagten beiden Coquillards bekannt.
Regnier de Montigny wurde um 1429 in Bourges geboren und entstammte eigentlich einer angesehen Adelsfamilie. So war sein Vater, Jean de Montigny königlicher Brotmeister und Mitglied des Pariser Stadtparlaments. Allerdings hatte er durch den Einzug der Burgunder in Paris einen Großteil seines Vermögens verloren und war früh verstorben. Regnier studierte erfolgreich und empfing sogar niedrige Weihen. Durch den Vermögensverlust der Familie und durch hohe Mitgiftzahlungen an zwei Stiefschwestern die sein Vater in zweiter Ehe gezeugt hatte, sah sich Regnier benachteiligt und schloss sich Vereinigungen junger Leute an, mit denen er eine Reihe von Verbrechen, darunter Falschspiel und Trickbetrug bishin zu Einbrüchen und Kirchenraub beging. Verhaftet wurde er in Tours, Bordeaux und Paris. Einmal wurde er wegen Mordes Verurteilt, jedoch begnadigt. 1457 wurde er jedoch in Paris verhaftet und wegen wiederholtem Kirchenraub und einer Reihe anderer Verbrechen erneut zum Tode verurteilt. Auf ein Gnadengesuch seiner Verwandten hin, wurde er im September 1457 noch einmal vom König begnadigt und die Todesstrafe in eine einjährige Kerkerhaft umgewandelt. Verbunden war der Gnadenerlass mit der Auflage, dass Regnier im Anschluss an die Gefängnisstrafe eine Pilgerreise zum Grabe des Heiligen Jakob zu unternehmen hatte, die durch eine Bescheinigung der dortigen Kirche nachgewiesen werden sollte. Allerdings wurde dieser Gnadenerlass vom Klagevertreter der Stadt wegen Unvollständigkeit der zugrundegelegten Tatsachen angefochten. Es ist anzunehmen, dass der Prozess zuletzt doch noch zu jener Hinrichtung am Galgen führte, auf die Villon in seiner zweiten Jargonballade anspielt.
Colin de Cayeux war der Sohn eines Schlossers, hatte studiert und war unverheiratet. Seit den 1450er Jahren wurde er aktenkundig durch eine Reihe von Verhaftungen in Paris, Bayeux und Rouen. Sein Geschick als "crocheteur" kam ihm zu Gute, als ihm der Ausbruch aus dem Gefängnis des Erzbischofs von Rouen gelang. Am Weihnachtsabend 1456 verübte er zusammen mit Francois Villon, einem gewissen Guy Tabarie und einem Dom Nicolas einen Einbruch in das Collège de Navarre, in dessen Zuge 500 Goldfranken gestohlen wurden. 1458 wurde Guy Taberie verhaftet und legte ein Geständnis ab, in dem er Villon und de Cayeux als Mittäter benannte. Im Zuge dessen wurde letzterer im Sommer 1460 in der Diözese von Beauvais gefasst und nach Paris überstellt. Der Ausgang des Prozesses ist nicht dokumentiert, aber aus Villons Ballade ist zu schließen, dass es zu einer Hinrichtung kam.
Besonders interessant ist auch die Schrift "Le jargon de l'argot reformé" aus der Feder des Tuchhändlers OLLIVIER CHERAU (1628). Darin gibt der Autor einen Abriss der Geschichte, Sprche und Organisationsform des Bettelkönigtums der Geusarden und erläutert im Zuge dessen auch die verschiedenen Untergruppen der Coquillards:
"das seien die Pilger des Heiligen Jakob und in den meisten Fällen ehrliche Leute, aber es gebe auch solche, die sich betrügerisch als Jakobspilger ausgäben, Heimatlose, die weder jemals am Grab des Apostels, noch seit langem in ihrer Heimatpfarre gewesen seien und ihren Tribut dem Grand Coesre, dem König der Geusarden, entrichteten."
Allerdings ist fraglich ob hierbei die Coquillarden des 15. Jahrhunderts gemeint sind. Ich persönlich sehe eher Parallelen zu den "Christianern und Calmierern" wie sie im Liber vagatorum beschrieben werden:
"Das sind Bettler, die Zeichen an den Hüten tragen, besonders römisch Veronika und Muscheln und andere Zeichen. Und gibt jeweils einer dem andern Zeichen zu kaufen, dass man glauben soll, sie seien an den Stätten und Enden gewesen, wovon sie die Zeichen tragen, obwohl sie doch nimals dorthin kommen. Und sei betrügen die Leute damit.
...Fortsetzung folgt!
Vermutlich wurde die Vereinigung von ehemaligen Soldaten des Hundertjährigen Krieges (1337 - 1453) gegründet, die in das bürgerliche oder bäuerliche Lbeen nicht mehr zurückfinden konnten, jedoch das Beutemachen gelernt und zur Perfektion entwickelt hatten. Im übertragenen Sinne kann "coquille" auch das männliche oder weibliche Geschlechtsteil bezeichnen.
Die Organisation der Coquillarden war einfach erstaunlich: sie hatten ihre eigene Geheimsprache, ihre eigene Geheimschrift und waren die ersten, die Zinken benutzen, also Zeichen an Häusern anbrachten die Aufschluss über die Hausbewohner, deren Gewohnheiten und die damit verbundenen Möglichkeiten Beute zu machen, gaben. Zudem gab es eine Art Sozialsystem mit Unterstützungskassen und wenn ein Mitglied an einen fremden Ort kam, fand es dort Unterkunft, bekam Essen und Hilfe anderer Art. Über Geheimwege und versteckte Orte wurde ein unglaublich schneller Nachrichtendienst entwickelt.
Als Erkennungszeichen trugen die Coquillarden eine Pilgermuschel unter dem Gewand.
Tatsächlich bedeutet das Wort "coquille" im Altfranzösischen Muschel(schale) oder Schneckengehäuse, aber "coquillard" bezeichnet auch den betrogenen Ehemann oder im Gegenteil den Liebhaber einer verheiraten Frau. In der weiblichen Form (coquillarde) analog die Frau, die ihren Ehemann betrügt.
Im Mittelfranzösischen bedeutet "coquin" Landstreicher oder Bettler, "coquinerie" die Landstreicherei, Bettlerei oder Betrügerei, "coquelarder" ist das Verb für schmarotzen und "coquellerie" umschreibt eine zügellose Lebensweise.
Im 17. Jahrhundert belegte COTGRAVE (1611) "vendre ses coquilles" (seine Muscheln verkaufen) in dem übertragenen Sinn "betrügen", "für dumm verkaufen" und CHENEAU (1628) "coquillard" als Jakobspilger oder aber Bettler, der sich als Jakobspilger ausgibt.
Besonders gute Quellen liefert die Dokumente vom "Prozess von Dijon" (1455), in denen 27 Personen (darunter mehrere Gaskogner, ein Spanier, ein Italiener, ein Savoyarde und ein Schotte) namhaft gemacht und zum Tode oder anderen schweren Strafen verurteilt wurden. In ihren Tätigkeiten werden sie als Einbrecher ("crocheteuers" so benannte nach dem zum Aufbrechen von Türen und Kisten benutzten Haken), Betrüger (Falschmünzer, Wechselbetrüger, Betrüger mit falschen Ausweisen), Trickbetrüger (die in der Herberge ihre eigenen Sachen und vor allem die des Wirts heimlich fortschaffen und sich dann selbst als bestohlen ausgeben), Wegelagerer, Räuber und Mörder beschrieben.
Auch hier tauchen wieder Hinweise auf das "Argot" - die Geheimsprache der Coquillarden auf. Es heißt, dass die Mitglieder unterinander eine Geheimsprache ("certain langaige de jargon), die Außenstehende nicht verstehen konnten und geheime Erkennungszeichen hatten; es heißt, dass sie sich in ihrem Jargon als "Coquillards" oder "Compagnons de la coquille" bezeichneten und ihr Oberhaupt als "Roy de lac coquille" (König der Coquille, vermutlich die Entsprechung zu den spätmittelalterlichen ständisch-korporativen Organisationsformen der fahrenden Händler und Bettler "gueux", "Geusarden" zu sehen).
Das Hauptquartier in Dijon soll das Bordell eines gewissen Jacquot de la Mer gewesen sein, wo sich die Coquillarden schon seit zwei Jahren bemerkbar machten. Ihr Treiben dort wird folgendermaßen beschrieben:
"Sie tun nichts anderes als trinken, essen und viel Geld ausgeben, spielen Würfel, Karten, Brettspiele und andere Spiele; sie halten ständig und besonders nachts, im Bordell Zusammenkünfte, wo sie ein schmutziges verächtliches und zügelloses Leben von Kupplern und Wüstlingen führen und ihr ganzes Geld verlieren und ausgeben; und dies treiben sie, bis ihnen kein Pfennig und keine Kupfermünze mehr übrig bleibt.
Und dann, nachdem sie ihren armen Freudenmädchen die sie in dem besagten Bordell unterhalten, alles, was sie von ihnen kriegen können abgenommen haben, brechen einige von ihnen auf, und niemand weiß wohin, und bleiben manchmal zwei Wochen weg und ein andermal einen Monat oder sechs Wochen. Und die einen kommen zu Pferd wieder, andere zu Fuß gut gekleidet und angezogen, fein geschmückt mit Godl und Silber und dann beginnen sie wieder mit einigen anderen, die auf sie gewartet haben, oder mit Neuhinzugekommenen ihre gewohnten Spiele und Ausschweifungen."
Auch Francois Villon, der heute als der bedeutendste Dichter des französischen Spätmittelalters gilt, stand wohl zumindest zeitweise in Verbindung mit den Coquillards. Insgesamt werden ihm elf Jargon-Balladen zugeschrieben, in denen er zum Teil sein Publikum ausdrücklich als "Coquillards" anspricht. Auch gibt es Anspielungen auf die Hinrichtung zweier Personen.
Die eine ist Regnier de Montigny, dessen Name in den oben genannten Quellen zum Prozess von Dijon genannt wird. Die zweite ist Colin de Cayleux der zu den "crocheteuers" gehörte, mit denen Villon selbst als Einbrecher aktenkundig wurde.
Tatsächlich ist durch Gerichtsakten mehr über das Leben der besagten beiden Coquillards bekannt.
Regnier de Montigny wurde um 1429 in Bourges geboren und entstammte eigentlich einer angesehen Adelsfamilie. So war sein Vater, Jean de Montigny königlicher Brotmeister und Mitglied des Pariser Stadtparlaments. Allerdings hatte er durch den Einzug der Burgunder in Paris einen Großteil seines Vermögens verloren und war früh verstorben. Regnier studierte erfolgreich und empfing sogar niedrige Weihen. Durch den Vermögensverlust der Familie und durch hohe Mitgiftzahlungen an zwei Stiefschwestern die sein Vater in zweiter Ehe gezeugt hatte, sah sich Regnier benachteiligt und schloss sich Vereinigungen junger Leute an, mit denen er eine Reihe von Verbrechen, darunter Falschspiel und Trickbetrug bishin zu Einbrüchen und Kirchenraub beging. Verhaftet wurde er in Tours, Bordeaux und Paris. Einmal wurde er wegen Mordes Verurteilt, jedoch begnadigt. 1457 wurde er jedoch in Paris verhaftet und wegen wiederholtem Kirchenraub und einer Reihe anderer Verbrechen erneut zum Tode verurteilt. Auf ein Gnadengesuch seiner Verwandten hin, wurde er im September 1457 noch einmal vom König begnadigt und die Todesstrafe in eine einjährige Kerkerhaft umgewandelt. Verbunden war der Gnadenerlass mit der Auflage, dass Regnier im Anschluss an die Gefängnisstrafe eine Pilgerreise zum Grabe des Heiligen Jakob zu unternehmen hatte, die durch eine Bescheinigung der dortigen Kirche nachgewiesen werden sollte. Allerdings wurde dieser Gnadenerlass vom Klagevertreter der Stadt wegen Unvollständigkeit der zugrundegelegten Tatsachen angefochten. Es ist anzunehmen, dass der Prozess zuletzt doch noch zu jener Hinrichtung am Galgen führte, auf die Villon in seiner zweiten Jargonballade anspielt.
Colin de Cayeux war der Sohn eines Schlossers, hatte studiert und war unverheiratet. Seit den 1450er Jahren wurde er aktenkundig durch eine Reihe von Verhaftungen in Paris, Bayeux und Rouen. Sein Geschick als "crocheteur" kam ihm zu Gute, als ihm der Ausbruch aus dem Gefängnis des Erzbischofs von Rouen gelang. Am Weihnachtsabend 1456 verübte er zusammen mit Francois Villon, einem gewissen Guy Tabarie und einem Dom Nicolas einen Einbruch in das Collège de Navarre, in dessen Zuge 500 Goldfranken gestohlen wurden. 1458 wurde Guy Taberie verhaftet und legte ein Geständnis ab, in dem er Villon und de Cayeux als Mittäter benannte. Im Zuge dessen wurde letzterer im Sommer 1460 in der Diözese von Beauvais gefasst und nach Paris überstellt. Der Ausgang des Prozesses ist nicht dokumentiert, aber aus Villons Ballade ist zu schließen, dass es zu einer Hinrichtung kam.
Besonders interessant ist auch die Schrift "Le jargon de l'argot reformé" aus der Feder des Tuchhändlers OLLIVIER CHERAU (1628). Darin gibt der Autor einen Abriss der Geschichte, Sprche und Organisationsform des Bettelkönigtums der Geusarden und erläutert im Zuge dessen auch die verschiedenen Untergruppen der Coquillards:
"das seien die Pilger des Heiligen Jakob und in den meisten Fällen ehrliche Leute, aber es gebe auch solche, die sich betrügerisch als Jakobspilger ausgäben, Heimatlose, die weder jemals am Grab des Apostels, noch seit langem in ihrer Heimatpfarre gewesen seien und ihren Tribut dem Grand Coesre, dem König der Geusarden, entrichteten."
Allerdings ist fraglich ob hierbei die Coquillarden des 15. Jahrhunderts gemeint sind. Ich persönlich sehe eher Parallelen zu den "Christianern und Calmierern" wie sie im Liber vagatorum beschrieben werden:
"Das sind Bettler, die Zeichen an den Hüten tragen, besonders römisch Veronika und Muscheln und andere Zeichen. Und gibt jeweils einer dem andern Zeichen zu kaufen, dass man glauben soll, sie seien an den Stätten und Enden gewesen, wovon sie die Zeichen tragen, obwohl sie doch nimals dorthin kommen. Und sei betrügen die Leute damit.
...Fortsetzung folgt!