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Post by Fenia Rüerenzumpf on Nov 3, 2009 11:47:28 GMT -5
Heinrich Wittenwiler: "Der Ring" ÜBER DEN AUTOR Heinrich Wittenwiler wirkte in Konstanz um 1400. Dh. er verwendete älteres Frnhd., als es noch keinen Standard gab, und wurde daher stark dialekal beeinflusst. Der Dialekt im Konstanzer Raum ist alemannisch (nur hier tritt z.B. statt k ein ch auf, das wie k gelesen wird). ÜBERLIEFERUNG "Der Ring" ist in nur 1 Handschrift überliefert (unikal), die auf vor 1420 datiert wird, vermutlich auf 1410. Die Handschrift ist in kursiver Schrift überliefert (s. hvi.proboards.com/index.cgi?board=mittelalterliteratur&action=display&thread=938&page=1), in 2 Spalten geschrieben und selten illuminiert. HANDLUNG Gewidmet ist das Wert der "obersten Dreifaltigkeit". Es hat den Anspruch, kostbar zu sein wie ein Ring und die ganze Welt (Weltkreis = Ring) in 3 Teilen zu beschreiben. Teil 1: lehrt, wie man sich adelig benimmt, über das Hofleben ("Stechen, Turniere, Vortragen, Vorsingen") Teil 2: lehrt das Verhalten Leib, Seele und der Welt gegenüber Teil 3: lehrt, wie man Gefahren begegnet. => Anspruch des Werkes: Erziehung zu Hoffähigkeit, Tugend, Tüchtigkeit: moralisch! DIE ART DER VERMITTLUNG Das Werk soll mit zwei Farben am Rand gegekennzeichnet sein: - rot: die ernsten Bereiche mit Belehrungen und Unterweisungen - grün: fröhliches "Bauerngeschrei", Scherze, die an dem Beispiel von "Bauern" gezeigt werden. Bauern sind hier allerdings nur Personen, die sich daneben und unrecht benehmen.
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Post by Fenia Rüerenzumpf on Nov 3, 2009 11:59:27 GMT -5
DIE PROTAGONISTEN Die zwei Hauptpersonen des Stücks sind auf der ersten Seite in einer Illustration dargestellt (die einzige des Werks). Ich werde versuchen, sie noch einzuscannen und hier verfügbar zu machen, weil sie gar so toll ist Er heißt Bertschi Triefnas. Der Name entsteht aus der Verkleinerung von "Berthold/Bertram" oder ähnlichem + Diminutivform sch aus mhd. "itz" (auch zu finden in Heinrich -> Heinz) + Diminutivform "i" = Hyperkoristikon (Kosename, Kurzname). Sein Übername (= Beiname, der nicht den Vater, Beruf oder Wohnort nennt) ist "Triefnas" (gesprochen Tri-efnas). In der Illustration ist er zu erkennen als Bauer/Taugenichts, der etwas besseres sein will (erkennbar an der Schmuckbordüre der Gugel, den "Festtagsbeinkleidern", dem großen Geldbeutel, der demonstrativ über dem Gemächt hängt -> auch finanzielle Potenz). Er ist an den verstrubbelten Haaren als besessen zu erkennen - besessen von der Liebe zu einer hässlichen Frau. Sie heißt Mätzli Rüerenzumpf. Der Name ist wieder verkürzt und verkleinert. Der Satzname (= Beiname, der aus einem Satz entstanden ist) kommt von "rüer (d)en zumpf" = ca. "Fass den Schwanz", was ruhig im zotigen Sinn verstanden werden darf... Sie ist auf in der Illustration ausgesprochen hässlich dargestellt mit dünnen Haaren, dickem Hintern, Kropf und Schweinenase. Eigentlich sollte sie - wegen ihres Beinamens - ihrem Geliebten an das beste Stück greifen, da dies aber wohl doch zu anstößig war, ist stattdessen zu sehen, wie er ihr zwischen die Beine und in den Ausschnitt greift. - to be continued -
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