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Post by Fenia Rüerenzumpf on Jan 3, 2010 10:33:08 GMT -5
Ich bin durch Zufall an die dtv-Ausgabe der letzten Bearbeitung und Erweiterung der "Balladen und Lieder des Francois Villon" von Paul Zech aus dem Jahre 1946 herangekommen.
Einige Lieder und Balladen sollen hier nach und nach zum Nachlesen aufgelistet werden.
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Post by Fenia Rüerenzumpf on Jan 3, 2010 10:41:23 GMT -5
Eine kleine Räuberballade von den drei Coquillards
An einem grauen Regentag hat uns der Hauswirt ausquartiert, und weil die Stadt am Wasser lag, sind wir nach Norden abmarschiert. Da stand ein Dorf im nassen Gras, doch als die Sonne wieder schien und jedes Tier sein Haus besaß, da mussten wir doch weiter ziehn. Sie sagten, daß man uns auf tausend Schritt schon riechen kann, es gäb hier nichts zu erben, und was man uns vom Brot abschnitt, das war zuviel für ihrer drei zum Sterben.
Kennt ihr den Hohlweg von Laon, drei Straßen durch den Tannenwald? Da hat uns plötzlich ein Chochon die Kugeln um den Kopf geknallt; wir wollten ihm den Wagen nur herausziehn aus dem dicken Dreck, und alles, was da mit ihm fuhr, was furchbar aufgeregt vor Schreck. Sie sagten, daß man uns auf tausend Schritt schon riechen kann, es gäb hier nichts zu erben, und was man uns vom Brot abschnitt, das war zuviel für ihrer drei zum Sterben.
Der Bauer stiehlt dem Herrn das Brot, dem Bauer stiehlt es der Baron. Und einer schlägt den andern tot für nichts als einen Gotteslohn. Was übrig bleibt, stinkt in der Welt herum und hat ein dickes Fell. Wie gerne machten wir zu Geld das Fell von Meister und Gesell: Sie sagten, daß man uns auf tausend Schritt schon riechen kann, es gäb hier nichts zu erben, und was man uns vom Brot abschnitt, das war zuviel für ihrer drei zum Sterben.
Der Wein ist teuer und zu dritt ein Bett im Wirtshaus ist es auch. Im Beutel ging die Laus nur mit, das Geld lag längst verfault im Bauch. Da kamen drei Soldaten her mit einem roten Band am Hut, die sagten: ei, für das Gewehr, da seid ihr alle drei noch gut. Wir aber rochen schon auf tausend Schritt den Höllenpfuhl, da gab es nichts zu erben. Denn wo im Feld die rote Sichel schnitt, da waren Männer nie genug zum Sterben.
Ein Zusatz zum Nachdenken: Sie starben, wie man eben sterben muß, weil's ihrer viel zu viel auf dieser Welt schon sind; die Köpfe fielen ab und trieben auf dem Fluß vorüber und es wurde niemand davon blind.
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Post by Katrin Coquillarde on Jan 5, 2010 8:33:48 GMT -5
Vielleicht mein Lieblingstext. Auch wenn ich ernste Zweifel daran habe, dass er von Villon stammt. Ich habe den Verdacht, dass er erst von Zech verfasst wurde, hänge aber noch an den Recherchen. Ich finde es toll, dass du dich dafür begeisterst und engagierst, aber schau mal ein Bisschen rum. Im Forum und vor allem in der HopsaWIKI habe ich schon sehr viele Villon und Zechtexte gepostet.
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Post by Fenia Rüerenzumpf on Jan 5, 2010 14:13:28 GMT -5
Ja, ich weiß^^ Aber hier sollen aus dieser speziellen Ausgabe die räuberspezifischen Lieder rein, so als Sammlung.
Mich würde interessieren, ob Zech da selber dran rumgebastelt hat oder nicht! Wo recherchierst du das?
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Post by Katrin Coquillarde on Jan 5, 2010 14:53:02 GMT -5
Ich recherchiere indem ich einerseits die französischen Originaltexte durchstöbere und nach einem Pendant suche, andererseits indem ich meine französischen "Freunde" von den "Coquillards des Villon" ausquetsche. www.youtube.com/watch?v=DZPMdFzJL_g
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